Geschichte des Bestandsbildners / Historical note of the creator:
Adressen:
- ca. 1955 - 1962: Schwachhauser Heerstraße 47, Bremen
- 1962 - 1988: Richard-Wagner-Strasse 22, 28209 Bremen
Tel.: 0421-341670
Fax : 0421-341637
Galerie Michael Hertz
Der Kunsthändler und Galerist Michael Hertz (Bremen 1912 Bremen –1987 Bremen) beginnt bereits vor dem 2. Weltkrieg, als 19-jähriger Lehrling, in einem Bremer Buch- und Kunsthandel seine Ausbildung im Kunstwesen. Trotz der Wirtschaftskrise kann der junge Hertz seine Stellung bis in das Jahr 1933 halten. Seine Zugehörigkeit zur linksorientierten "Internationalen Arbeiterhilfe" bringt ihn aber um seine Lehrstelle. Hertz ist sich der politischen Brisanz durch die Verhaftung von Gleichgesinnten bewusst und verlässt Bremen dann auch im Hinblick auf ein Ausbildungsangebot der Firma Wilhelm Goyert in Köln. Hier wird er zunehmend mit Originalen und mit Kunstgewerbe konfrontiert. Zwei Jahre später beginnt er als "Kunstsortimenter" bei der Buch- und Kunsthandlung "S & H" in Hannover. Um seine Gehaltschancen zu verbessern, kehrt aber 1937 für eine Anstellung als Reisevertreter einer Bilderleistenfabrik nach Köln zurück. In dieser Position genießt er in den Vorkriegsjahren eine willkommene Mobilität, die erst Ende 1938 wieder eingeschränkt wird. Das bringt ihn zurück zu Wilhelm Goyert.
Der Ausbruch des Krieges führt ihn nach Bremen zurück, wo ihn eine Beschäftigung als Feuerwehrmann bis kurz vor dem Kriegsende vor einer Einberufung zum Militär bewahrt. Verwundet erlebt er das Kriegsende im Lazarett Eichstätt und gelangt wieder nach Bremen, wo seine Schwester im Betrieb seiner ersten Lehrstelle eine Anstellung gefunden hat, durch die Hertz wieder in Berührung mit dem Kunsthandel kommt.
Sein erster Verkauf gelingt ihm bereits 1946 an den kommissionarischen Direktor der Kunsthalle Bremen, Günter Busch, der zwei Paula Modersohn-Becker Zeichnungen von ihm erwirbt.
Sich darüber bewusst, dass seine Karriere im Kunsthandel zuerst von Beziehungen abhängen wird, beschließt Hertz noch im selben Jahr bei dem einflussreichen Museumsdirektor Leopold Reidemeister in Köln vorstellig zu werden. Dieser plant eine Präsentation von Graphiken aus der Sammlung Haubrich und eine dazugehörige Publikation. Hertz' Verhandlungsgeschick, die ihm die Aussicht auf eine Verlagslizenz unter der amerikanischen Besatzungsmacht und das schwer zu beschaffende Kunstdruckpapier einbringt, verschafft ihm die Möglichkeit, den bescheidenen Katalogdruck zur ersten Präsentation der Sammlung Josef Haubrich in Köln zu verwirklichen: „Vierundzwanzig deutsche Zeichnungen des XX. Jahrhunderts aus der Sammlung Haubrich-Köln. Ausstellungskatalog. Veröffentlicht anlässlich der Ausstellung Sammlung Haubrich in der alten Universität Köln, Herbst 1946. Geleitwort von L. Reidemeister. Mit 24 s/w-Abbildungen. 8°, 32 S., kartoniert. Bremen, Hertz, 1946. Auflage 5000.“
Anschließend an das Projekt wird ihm der Verlag einer Publikation über Emil Nolde-Graphiken aus der Sammlung Rauert anvertraut: „Hoffmann, Rudolf. (Hg.): Holzschnitte von Emil Nolde. Zwanzig Wiedergaben. Bremen, Verlag Michael Hertz 1947.“ Das zweite Buchprojekt, diesmal in Eigenverantwortlichkeit, wird mit der eingehenden Währungsreform zu einem Verlustgeschäft und nur die Großzügigkeit der Druckerei rettet Hertz vor dem Konkurs. (Beide Buchprojekte sind in dem Bestand des Archivs enthalten.)
Die Anstellung bei einer elsässischen Kunstdruckanstalt ermöglicht Hertz die Tätigkeit des Reisevertreters wieder aufzunehmen. Seine Firma schickt ihn vor allem nach Paris, wo er vielfältige Kontakte zu Persönlichkeiten des Kunstmarkts knüpft. 1949 lernte er dort Daniel-Henri Kahnweiler in der Galerie Louise Leiris kennen. Die Aufnahme von Geschäftsbeziehungen mit Kahnweiler führt Hertz die Exklusivvertretung der Picasso-Grafik in Deutschland zu. Zugleich betätigt er sich weiter als Verleger von Grafiken, zuerst ebenfalls 1949 für eine Serie von Farblithographien E. W. Nay. In den 1950er Jahren organisiert Hertz Ausstellungstourneen für die von ihm vertretenen Künstler wie Alexander Calder, Alberto Giacometti, Henri Laurens, Andre Masson, Joan Miró, Pablo Picasso, Hans Uhlmann und Max Ernst. Die Präsentation der Werke in unterschiedlichen (Galerie-) Räumen ermöglicht Hertz, einem Kunsthändler ohne eigene Ausstellungsmöglichkeiten, seine Werke einem breiten Publikum bekannt zu machen und anzubieten.
Anfang der 1950er Jahre übernimmt Hertz zeitweilig die alleinige Vertretung für Gemälde von Max Ernst in Deutschland, er bezieht seine Werke über den Pariser Zwischenhändler Lucien Lefebvre-Foinet. Hertz bemüht sich in der wiedererwachenden deutschen Museumslandschaft in den frühen 1950er Jahren, für den aus Deutschland emigrierten Max Ernst einen „Vordurchbruch“ zu erreichen. Es gelingt ihm, die Museen auf Ernsts aktuelles Werk aufmerksam zu machen und verkauft und vermittelt den Museen in Köln und in Düsseldorf hochrangige Gemälde und Skulpturen des Künstlers.
Nach Ablauf der Exklusivvertretung kooperiert Hertz mit verschiedenen englischen und französischen Kunsthändlern, darunter erhält er 1961 die Vertreterfunktion für die Bronzeplastik Ernsts von der Galerie Le Point Cardinal.
Um 1955 bezieht Hertz Büroräume in Bremen, die durchaus Galeriefunktionen übernehmen, bevor er 1962 seine Galerieräume in der Richard-Wagner-Straße eröffnet. Hier veranstaltet er u. A. neben den Tourneen Ausstellungen von Künstlern wie Picasso, Fernand Léger, Richard Oelze, Matta, Masson, Renato Guttuso, Miró, Jorge Castillo, Marina Schorsch, Willi Baumeister, Rudolf Hoflehner, Er bewies mit vielen dieser Namen ein sicheres Gespür für die Künstler, die in den großen internationalen Museumssammlungen einen unverrückbaren Platz einnehmen sollten. In den 1970er Jahren zeigt Hertz dann als einer der ersten in Westdeutschland Ausstellungen der DDR-Maler Werner Tübke, Bernard Heisig und Willi Sitte.
1977 nötigt Hertz ein Oberschenkelhalsbruch zu einer Ruhephase, die er nutzt, um seine Erinnerungen in Notizen festzuhalten, die er später in den „Kunsthändlerjahren 1931 – 1981“ zu Kapiteln zusammenfasst. Diverse Korrespondenzen zeigen, dass er das Manuskript Verlagen zusandte und auf eine Veröffentlichung hoffte, die aber nicht realisiert wurde.
1981 übergibt er das Geschäft an seinen Sohn Cornelius Hertz der die Galerie weiterhin fortführt. Im Alter von 72 Jahren verstirbt Michael Hertz 1987 in Bremen. Das Archiv des Kunsthändlers wurde ab Herbst 1994 dem ZADIK übergeben.
Chronologie der Ausstellungen / List of Exhibitions:
in Arbeit
Umfang und Inhalt / Scope and content:
Der Bestand umfasst 7 Regalmeter. Sein Inhalt ist der Systematisierung und der Auflistung der Akten (nach Anklicken im Verzeichnis links) zu entnehmen.