Geschichte des Bestandsbildners / Historical note of the creator:
Kasper König (*1943), bedeutender Impulsgeber und Kommunikator im System der internationalen Kunstentwicklung seit den 1960er Jahren, tätig als Scout, Agent, Netzwerker, Ausstellungsmacher, Kurator, Herausgeber und Verleger von Künstlerbüchern, Hochschullehrer und Museumsdirektor
Rudolf Hans König wurde am 21.11.1943 in Mettingen, NRW, als jüngstes von sechs Kindern einer wohlhabenden münsterländischen Familie geboren. Nach seiner Schulzeit in Ostbevern, Münster und Buchenau fuhr König neun Monate lang zur See und erwarb den Seemannsbrief, bevor er 1962 für rund neun Monate ein Volontariat in der Kölner Galerie Rudolf Zwirner antrat. 1963 wurde er zum Wehrersatzdienst einberufen, den er abbrach, um nach London zu ziehen, wo er bis 1965 in den Galerien Annely Juda und Robert Fraser arbeitete, nebenher als Gasthörer das Courtauld Institute besuchte und bereits ein Netzwerk mit damals führenden Persönlichkeiten des Kunstbetriebes aufbaute. In dieser Zeit legte er sich den neuen Vornamen 'Kasper' zu. 1964 jobbte er als Aufbauhelfer in der Grafikabteilung der documenta III in Kassel.
Als Kurier für die Robert Fraser Gallery fuhr er 1965 nach New York, wo er mit Unterbrechungen zunächst bis 1973 lebte und arbeitete. Gemeinsam mit Richard Bellamy suchte er für Jean Leering, der 1965 die Leitung des Eindhovener Van Abbemuseums übernommen hatte, Künstler und Exponate für dessen Ausstellung Kunst - Licht - Kunst. Zu den wichtigsten Künstlern, die König bei diesen und anderen Aktionen kennen lernte, zählen Dan Flavin, Dan Graham, Bruce Nauman, Carl Andre, Robert Smithson, Gordon Matta-Clark, Richard Artschwager, Sol Lewitt und (über Lewitt) Hanne Darboven, Claes Oldenburg und Andy Warhol. König 'entdeckte' und förderte On Kawara als Künstler. Um eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu bekommen, ließ sich König von Pontus Hultén, dem Gründungsdirektor des Moderna Museet in Stockholm, als amerikanischer Repräsentant anstellen. Für ihn organisierte er 1966 Oldenburgs erste Retrospektive Skulpturer och techningar. Gemeinsam mit Konrad Fischer plante er die Gründung der Ausstellungen bei Konrad Fischer und gewann mit Carl Andre für die Eröffnungsausstellung 1967 den ersten einer langen Reihe amerikanischer Künstler für die Konrad Fischer Galerie. Berühmt geworden ist Königs zu Warhols Kunstkonzept kongenial konzipierte erste europäische Museumsausstellung Andy Warhol für Stockholm, 1968, mit ihrem ebenso berühmt gewordenen Katalog. 1968 gründete Kasper König zusammen mit seinem Bruder Walther König, Buchhändler in Köln, den Verlag Gebrüder König zur Produktion von Kunst- und Künstlerbüchern.
Für rund ein halbes Jahr, von Juni bis Dezember 1969, leitete König das alternative Kunst- und Kommunikationszentrum A 379089 in Antwerpen. Zurück in New York recherchierte er für Harald Szeemanns documenta 5 und half Claes Oldenburg bei der Präparation seines Mouse Museums, das 1972 mit Kasper König als seinem 'Direktor' auf der documenta aufgebaut und ausgestellt wurde.
1973 wurde König Associate Professor am Nova Scotia College of Art and Design im kanadischen Halifax und blieb dort bis 1975 und gab Künstlerbücher in der Nova Scotia Series Source Materials of the Contemporary Arts heraus. 1973 stellte er dort A. R. Penck aus und kuratierte für die Kunsthalle Bern die Ausstellung On Kawara 1973 - Produktion eines Jahres, 1974.
Von 1975 bis 1978 lebte und arbeitete er wieder in New York. 1976 präsentierte er seine Ausstellung Aspects of Recent Art from Europe in der Galerie Sperone Westwater Fischer, 1977 seine Ausstellung Michael Asher im Institute for Art and Urban Resources, der Vorläuferinstitution des P.S.1. Von New York aus kuratierte er die Ausstellung Donald Judd im späteren Quadrat Bottrop, 1977, und Klaus Bußmann gewann ihn als Kurator für den Projektbereich der Ausstellung Skulptur im Jahr 1977 des Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, aus dem die Reihe der Skulptur Projekte Münster hervorgehen sollte.
Im Jahr 1978 zog König mit seiner Familie zurück nach Deutschland, zunächst nach München, wo er eine Vortragsreihe Ausstellungsorganisatoren sprechen über ihre Arbeit in der Akademie der Bildenden Künste München organisierte und die Ausstellung mit Werken von zwölf Künstlern im Völkerkundemuseum München kuratierte. Dadurch erregte er die Aufmerksamkeit des Kölner Kulturdezernenten Kurt Hackenberg, der ihn mit Laszlo Glozer für das Ausstellungsprojekt Westkunst. Zeitgenössische Kunst seit 1939 engagierte, das 1981 in den Kölner Messehallen präsentiert wurde.
Als nächstes Projekt kuratierte König die Ausstellung von hier aus — Zwei Monate neue deutsche Kunst, die 1984 in den Düsseldorfer Messehallen gezeigt wurde. In diesem Jahr wurde König auf die Professur für Kunst und Öffentlichkeit an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf berufen, die er bis 1988 bekleidete. Seine folgenden Ausstellungen waren 1986 Initiatief '86 in der St. Pieters-Abtei Gent (mit Jean-Hubert Martin und Gosse W. Oosterhof) und die Skulptur Projekte Münster 1987 (mit Klaus Bußmann).
Im Jahr 1988 wurde König Professor, dann Rektor der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, der Städelschule, in Frankfurt am Main, wo er ebenfalls die Kunsthalle Portikus eröffnete und leitete und diese Positionen bis zum Jahr 2000 innehatte. 1989 erhielt er den Passepartout-Preis für Kunstvermittlung. 1991 gab er, gemeinsam mit Hans-Ulrich Obrist den Jahresring 38: Der öffentliche Blick heraus. Er kuratierte mit Benjamin Buchloh die Gerhard Richter Retrospektive Gerhard Richter. Malerei 1962-1993, 1993/94 (Paris, Bonn, Madrid, Stockholm) und mit Hans-Ulrich Obrist die Ausstellung Neue Kunst in Hamburg für den Kunstverein in Hamburg, 1993, sowie die Schau Der zerbrochene Spiegel - Positionen zur Malerei für die Festspielwochen Wien und die Deichtorhallen Hamburg, 1993. Mit Klaus Bußmann und Florian Matzner konzipierte er die Skulptur Projekte Münster 1997, für das Jahr 1998 die Ausstellung Eight People from Europe, Kunstmuseum Gunma, Japan. In diesem Jahr 1998 erhielt er auch den Binding Kulturpreis. Für das Jahr 1999 kuratierte er die Ausstellung Sultan's Pool im Umfeld von Art Focus 3 - International Biennale for Contemporary Art, Jerusalem. Gemeinsam mit Wilfried Dickhoff die Ausstellung In Between auf der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover.
Im Jahr 2000 wurde Kasper König zum Direktor des Museum Ludwig, Köln, ernannt und bekleidete dieses Amt bis 2012. Ebenfalls im Jahr 2000 erhielt er den Preis für Curatorial Excellence vom Centre for Curatorial Studies des Bard College Berlin. 2002 erhielt er den nach dem Gründer des Louisiana Museums benannten Knud W. Jensen Preis. 2003 kuratierte König die Einzelausstellung Bruno Gironcolis für den Österreichischen Pavillon der Biennale Venedig. 2005 verlieh ihm das Nova Scotia College of Art and Design die Ehrendoktorwürde. Zusammen mit Brigitte Franzen und Carina Plath kuratierte König die Skulptur Projekte Münster des Jahres 2007. Im Jahr 2009 erhielt er den erstmals verliehenen Lifetime Achievement Award der Guggenheim Foundation, New York. 2012 schied König nach 12-jähriger Amtszeit mit der Ausstellung Ein Wunsch bleibt immer übrig. Kasper König zieht Bilanz aus dem Museum Ludwig aus. In diesem Jahr übergab er sein Privatarchiv dem ZADIK. Anschließend kuratierte König die zehnte Manifesta, die im Juni 2014 in der Sankt Petersburger Ermitage eröffnet wurde.
Chronologie der Ausstellungen / List of Exhibitions:
• 1966: Claes Oldenburg - Skulpturer och techningar, Moderna Museet, Stockholm
• 1968: Andy Warhol, Moderna Museet, Stockholm
• 1972: Claes Oldenburg - Mouse Museum, documenta 5, Kassel
• 1973: A. R. Penck, Nova Scotia College of Art and Design, Halifax
• 1974: On Kawara 1973 - Produktion eines Jahres, 1974.
• 1976: Donald Judd, Bottrop
• 1976: Aspects of Recent Art, Sperone Westwater Fischer Gallery New York
• 1977: Michael Asher, Institute for Art and Urban Resources, New York
• 1977: Projektbereich der Ausstellung Skulptur des Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
• 1978: Ausstellung mit Werken von zwölf Künstlern, Völkerkundemuseum München
• 1981: Westkunst. Zeitgenössische Kunst seit 1939, (mit Laszlo Glozer), Museen der Stadt Köln, Messehallen Köln
• 1984: Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf, Messehallen Düsseldorf
• 1986: Initiatief '86, St. Pieters-Abtei, Gent (mit Jean-Hubert Martin und Gosse W. Oosterhof)
• 1987: Skulptur Projekte Münster, (mit Klaus Bußmann)
• 1993: Neue Kunst in Hamburg, Kunstverein Hamburg
• 1993: Der zerbrochene Spiegel - Positionen zur Malerei, Festspielwochen Wien und Deichtorhallen Hamburg
• 1993/94: Gerhard Richter. Malerei 1962-1993, (mit Benjamin Buchloh), Paris, Bonn, Madrid, Stockholm
• 1997: Skulptur Projekte Münster ’97 (mit Klaus Bußmann und Florian Matzner)
• 1997: Gregor Schneider Totes Haus u r 1985-97, Rheydt, Portikus, Frankfurt am Main
• 1998: Eight People from Europe, Kunstmuseum Gunma, Japan
• 1999: Sultan's Pool für Art Focus 3 - International Biennale for Contemporary Art, Jerusalem
• 2000: In Between, für die Weltausstellung Expo 2000, Hannover, (mit Wilfried Dickhoff)
• 2003: Bruno Gironcoli für den Österreichischen Pavillon der Biennale Venedig.
• 2007: Skulptur Projekte Münster ’07, (mit Brigitte Franzen und Carina Plath)
• 2011: Vor dem Gesetz, Museum Ludwig, Köln, (mit Thomas D. Trummer)
• 2012: Ein Wunsch bleibt immer übrig. Kasper König zieht Bilanz, Museum Ludwig, Köln
• 2014: Biennale Manifesta 10, Ermitage, St. Petersburg
Umfang und Inhalt / Scope and content:
26 Regalmeter, 217 Archivkartons, 4 übergroße Archivkartons, verschiedene andere Aufbewahrungsmedien, erschlossen in insgesamt 1135 Akten, davon ein sehr kleiner Teil nicht zugänglich.